Provenzalische Verwicklungen by Sophie Bonnet
Autor:Sophie Bonnet [Bonnet, Sophie]
Die sprache: eng
Format: mobi
Herausgeber: Blanvalet
veröffentlicht: 2013-12-11T23:00:00+00:00
12
Charlotte war nicht mehr in Pierres Wohnung. Zumindest ging sie nicht ans Telefon, als er laut auf den Anrufbeantworter sprach und darum bat, doch bitte abzunehmen, falls sie dies höre. In der Domaine sagte man ihm, dass sie erst am Abend Dienst habe, und auch an den anderen Anschlüssen, die er sich notiert hatte, nahm sie nicht ab. Also verschob er den ersten Punkt auf seiner Liste, den Besuch bei Portier Jean Forestier in der Auberge Signoret, und ging zurück zu seiner Wohnung, um nachzusehen, ob ihr Fahrrad noch an der Hauswand lehnte.
Es war verschwunden.
Eilig betrat er das Appartement. Nichts. Keine Charlotte, keine Nachricht, nur das glatt gestrichene Bett und die sorgsam zusammengefaltete Decke.
Noch einmal wählte er ihre Mobilnummer, doch wieder nur das Freizeichen, gefolgt von ihrer freundlichen Stimme mit der Aufforderung, eine Nachricht zu hinterlassen.
In Pierres schlechtes Gewissen mischte sich eine wachsende Unruhe, als er sich auf den Weg zu ihr machte. Charlotte war besorgt gewesen, hatte angenommen, der Mörder sei in ihre Wohnung eingedrungen, um an die Rezepte zu kommen. Hätte er dies ernster nehmen sollen? Natürlich war der Nachweis eines Einbruchs nicht immer möglich, wenn der Täter ein Profi war. Im Weinkeller der Domaine war es ähnlich gewesen, das Eindringen war unbemerkt geblieben, und dennoch hatte dort eine Leiche gelegen.
Pierre beschleunigte seinen Schritt.
Charlotte wohnte in einer hübschen SeitenstraÃe unweit der Burgruine in einem schmalen Haus mit blumenbewachsenen Kästen an den Fenstern und direktem Blick über die nördliche Stadtmauer. Auch hier keine Spur von dem Fahrrad. Pierre klingelte trotzdem. Erst einmal kurz, und als sie nicht öffnete, mehrmals hintereinander lang. SchlieÃlich wählte er wieder ihre Mobilnummer und sprach auf die Mailbox. »Hallo, Charlotte, ich hoffe, du hast gut geschlafen. Wollte mich nur kurz melden. Ruf bitte zurück, wenn du das hörst.« Er zögerte, legte auf.
Stirnrunzelnd betrachtete er das Türschloss. Noch einmal zückte er sein Telefon, nur rief er diesmal seinen Assistenten an.
»Luc, ermittle doch bitte den Vermieter von Charlotte Berg. Sie wohnt im Chemin des Murs Nummer dreiundvierzig. Befrage ihn zu möglichen Ersatzschlüsseln, wer der Vormieter war und ob nach ihm das Schloss ausgetauscht wurde. Ach, und notiere dir besser alles, was er sagt, ich brauche einen lückenlosen Bericht.«
»Wird gemacht, Chef. Obwohl ich mir Dinge gut merken kann, vor allem Gespräche. Und Namen weià ich noch Jahre späâ¦Â«
»Schreib es auf«, beharrte Pierre, dann beendete er das Telefonat.
Er sah auf die Uhr. Es war halb elf. Momentan konnte er in diesem Punkt nichts weiter tun als abzuwarten. Aber wenn sie sich bis zum Nachmittag nicht zurückmeldete, würde er Barthelemy bitten, ihr Handy orten zu lassen. In der Zwischenzeit würde er sich auf den ersten Punkt seiner Liste konzentrieren. Zur Auberge Signoret waren es höchstens drei Minuten, sie lag nicht weit entfernt in der Passage du Saint-Michel, gleich hinter der Kirche.
Innerhalb der Stadtmauern von Sainte-Valérie gab es eine Pension und zwei kleine Hotels, von denen die Auberge die älteste war. Als Pierre das Gebäude betrat, schlug ihm ein Geruch von Putzmitteln entgegen, der ihn an den vergeblichen Versuch seiner Mutter erinnerte, den Gestank der maroden Abwasserleitung mit künstlichem Zitronenduft zu vertreiben.
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